An die Ostsee I

Für die drei folgenden Gedichte wurde die Form der Romanze
gewählt. Das entspricht mehr der Reisebeschreibung,
ermöglicht ironische Einschübe und anderes, wie z.B.2 Limericks u.  Kinderlied.
Die Kontinuität der Handlung ist manchmal nicht gewahrt.


Um ins weite Land zu fahren,
Wo der Städter gern den Sommer
Oder auch den schönen Frühling
Will erleben, wenn es draußen

Hell und mutig von den Bäumen
Grünt und auch der schlaue Kuckuck
Von versteckten Bäumen neckend
Seinen Ruf ins Ohr uns läutet,

Muss das Herz sich erst erwärmen,
Ganz besonders des Berliners,
Doch dann heißt es: "Hurtig,
Hurtig, Kinder, es geht an die Ostsee!"

So war`s auch bei uns im Süden,
Als wir unsern schnellen Wagen
Rüsteten und einen Sixpack
Frischen Wassers uns besorgten.

Denn schon auf der schlimmen Hinfahrt,
Auf dem Wege hoch nach Braunschweig,
Einer Stadt, die der Geschichte
Unsres Landes viel beschert hat,

Kam es bald zum großen STAU,
Dieser setzte ein vor Kassel,
Homburg (Efze) sah ich seitwärts
Auf dem Schild, mir schwante Böses.

Über eine Stunde oder
War es etwa noch viel länger,
Hielt dies an und meine Blase
Trommelte wie wild ans Fenster.

Schließlich nach viel Überstunden,
Im Versuch, die Seitenplanke
Schwungvoll mit dem rechten Bein
Rasch und sicher flott zu nehmen,

War es unter Jubelrufen
Eines Haufens, der dabeistand,
Rauchend, lachend und so weiter,
Mir gelungen, mich zu leeren,

Als ich doch ins Rutschen kam.
Aber an dem einz īgen Ast,
Der zu mir noch hielt am Abgrund,
Konnte ich der Not entkommen

Und gelangte heil zurück.
"Nächstes Mal nur mit dem Zug !",
Sagte meine liebe Frau,
Und ich nickte stimmend zu.

Ja, im Zuge ist es meistens
Doch bequemer, muss ich sagen,
Und auch schneller, und man kann
Ruhiger sein Schläfchen halten.

(Auf der Fahrt mit dem Zug nach Hannover
Durchquerte den Wagen ein Doofer.
Der war freundlich und nett
Und sein Bäuchlein war fett,
Ganz bekleckert sein grüner Pullover.)

Ab von Braunschweig ging es dann
Ruhiger im großen Wagen,
Diesen fuhr mein jüngster Sohn,
Lenkte frisch ihn bis zur Ostsee. (hier wäre Einschub des Themas von Gedicht 2, "Über die Oder" möglich !)

Schön bist du , Stralsund, du liegst
Dicht vor Rügen, diese Insel
Kann auf einem sichren Damm
Man mit einem Zug befahren.

Oder auch mit einem Auto,
So, wie wir es lieber tun,
Weil wir gerne unabhängig
Uns bewegen in der Freiheit.

Auf der Insel liegen Städte,
Dörfer und sehr schöne Strände,
Auch gibt es so was wie PRORA,
Doch hier schweigt des Sängers Zunge.

Hiddensee liegt etwas seitlich
In der Ostsee, man muss warten,
Bis sich eine große Fähre
Oder kleine heut` erbarmt.

Drum geht's ab in weiße Dünen,
Die vom hohen Gras geschützt sind,
Gerhard Hauptmann muß heut warten,
Zu bequem liegt man und träumt.

Kap Arcona, du bist schön,
Stehst wie eine feste Burg
An der nördlichsten Erhebung,
Weit schaut man aufs Meer hinaus.

Wie, so denkt man, hat einst mancher
Hier gesessen und die Augen
In die freie, schöne Welt
Schweifen lassen, die jetzt nah.

Eine Flunder woll`n wir essen,
Frisch gefangen in der Ostsee,
Saßnitz lädt zum Bleiben ein,
Eine Flunder muss es sein.

Welches Bier schmeckt wohl am besten ?
Das zu sagen, muss man lernen
Mit der Zunge umzugehen,
Doppelkümmel kommt aus Rostock.

Und dann wieder einpaar Stunden,
Überm Strand die weißen Möwen,
Wie sie sich ums Futter streiten,
Wenn man mit Papier nur raschelt.

Mächtig große Fähren gleiten
Langsam durch die blauen Fluten,
Weit am Horizont ein Segel,
In der Nähe plantschen Kinder.

Auf der Rückfahrt sehn wir Puttbus,
O, mein Gott, was ist denn das ?
Ist ein Dorf es oder gar
Etwas mehr noch ? Sonderbar !

Dann zurück im Sonnenlicht,
Das uns seitlich heimbegleitet,
Und "Die Schöne" nimmt uns auf,
Schon vom Damm sehn wir sie leuchten.

Spät war es, als wir am Abend
Unser Ziel erreicht und lange noch
In der Bar den Ober schickten
Mal nach Bier und mal nach Kümmel.

Über die Oder


Wenn die Zeit der vielen Jahre
Sind vergangen und man wieder
In den himmelblauen Sommer,
In die Heimat möchte fahren,

Dann nimmt man den schnellen Wagen,
Um zumindest nicht zu langsam
Von Berlin dorthin zu kommen,
Wo man früher hat gewohnt.

Ja, Berlin ist hier der Ort, von
Dem man wohl am besten fährt, denn
Wie gesagt, es soll ja schnell geh`n,
Nicht zu lange möchte man fahren.

Prächtig zieht dahin die Straße,
Führt durch Wälder an der Seite,
Und dazwischen liegen Dörfer,
Seen auch, wie blaue Augen.

Finow, Schwedt, zur Linken Prenzlau,
Schließlich eine letzte Ausfahrt,
Wo man noch einwenig Wasser
Oder anderes kann kaufen.

Dann `ne Hütte, wie von Fritze,
Eine zweite, wie von Zygmunt,
Plötzlich standen sie vor uns,
Als zur Grenze wir gekommen.

"Hallo", schrie der junge Zöllner,
Als wir meinten, dass wir doch schon
Langsam weiterfahren sollten,
"Hallo", und wir fuhr`n zurück.

Aber nur ein kleines Stückchen,
Bis wir unsre Fahrtpapiere
Ihm gezeigt und er gesehen,
Dass auch diese einwandfrei.

Ja, in Polen waren wir
Angekommen, kaum zu glauben,
An Stettin ging es vorbei,
Seitlich war man bei der Arbeit.

Lauter fleißige Gestalten,
Wie sie auf der Straße standen,
Und Geräte, Spaten, Karren,
Ab und zu auch mal ein Lachen.

Langsam fuhren wir, denn immer
Wieder mal kam eine Kuhle,
Diese galt es zu umfahren
Oder mit Gefühl zu nehmen.

Links die Stadt, der schöne Dom
Und ein richtig großer Hafen,
Doch wir fuhren immer weiter,
Richtung Bydgoszcs, unaussprechlich.

Über eine ziemlich lange
Strecke ging es, wie gesagt, nach Osten,
Sehr exotisch warn die Namen,
Die auf Wegweisern geschrieben.

Auch die Luft, einwenig anders,
Wie gewürzt von Teer und Rauch,
Durch die Düsen unsres Fahrzeugs
Zog es bis in unsern Schlund.

Dann zu einer kurzen Rast
Kamen wir an einen See,
Dieser lag vor einer Stadt,
Die man früher Stargard nannte.

Aber auch noch jetzt hat sie,
Ihren alten schönen Namen,
Beibehalten, davon will
Später ich noch mehr berichten.

Jetzt war dieser weite See
Unsre Mittagsruhestätte,
Doch genauer war`s sein Ufer,
Das beschäumt war von den Wellen.

Unsern Wagen fuhren wir
Auf bewachten Parkplatz sachte,
Eine junge Frau stand dort,
Wies auf eine Zahlentafel.

Herrlich lag der See vor uns
Kleine Buchten auch, wie früher,
Als das Kind beim Spiel gebadet
Und vom Bier den Schaum geleckt.
.
Denn vor Zeiten hat gefeiert
Hier die fröhliche Familie,
Und das bittre Bier, es schmeckte
Damals schon genau wie heute.

Aber jetzt, jetzt kamen wieder
Diese schönen Sommertage
Draußen übten mittlerweile
Frohe Kinder sich beim Surfen.

Wo sind die bewegten Schwärme
Kleiner Fische bloß geblieben ?
Ziehe meine Schuhe aus,
Steige in das Wasser ein.

Dann der Blick entlang des Sees
Bis zu seiner fernen Küste,
Eigentlich muss dort ein Turm
Oder ähnliches sich zeigen.

Alles ist genau wie früher,
Nur die Zeit, sie ist vergangen,
Selbst das Rauschen von den Bäumen
Habe ich noch nicht vergessen.

Die nach Pisse riechend alte
Strandtoilette steht noch immer
Unter grünen Eichenbäumen
Und die Spülung geht wie früher.

Liegt dort nicht in seinem Stuhl
Onkel Albert, nickt herüber,
Und mein Vater, wie ein Sportsmann,
Hechtet er nicht in die Fluten ?

Schnattert dort nicht meine Mutter
Mit der Freundin, die mit ihren
Kindern, welche meine Freunde,
Auch zum See gekommen sind ?

Alles dies geht mir zu Herzen
Und ich sehe in das Wasser,
Doch der See in seiner Ruhe
Will wohl keine Antwort geben.

Langsam essen wir zu Mittag
Unser Mitgebrachtes, langsam
Gehen wir zurück zum Wagen,
Der noch immer sicher steht.

Als wir an dem wohl bewachten
Parkplatz dann zurückgekehrt,
Haben wir der jungen Frau
Gerne unser Geld gereicht.

Und sie winkte wie zum Abschied,
Doch uns kam es vor als wollte
Sie uns irgendwas berichten,
Als wir weiter fuhr`n nach Osten.

Hügelig war jetzt die Gegend,
Wald und Felder wohl bestellt,
Und zwei Türme standen vor uns,
Nicht mehr weit die schöne Stadt.

Wenn man reinkommt, ist`s gleich rechts,
So bemerkte ich zu meinem
Sohn, der neben mir das Fahrzeug
Lenkte in die Stadt hinein.

Zwischen zwei Kasernen liegt es,
Unser altes Haus von damals,
Grauer Putz auf rotem Backstein,
Dieser schimmerte hindurch.

Und zwei alte Menschen gingen
Durch die Tür, die war besonders
Anzusehen, denn sie hing
Etwas schräg, so schien es mir.

Vater, Mutter seid ihr`s etwa,
Die den Weg geh`n dort gemeinsam,
In die Wohnung, die vor Zeiten
Euer Glück gesegnet hat ?

Hinten aber war der Garten,
Schön gelegen und in guten,
Händen, die sich wacker mühen,
Bunte Pracht, soweit man sah.

Eine ziemlich große Kirche
Steht in schön glasierten Ziegeln
Hoch gemauert, denn " Die Hohe"
Nennt man die Marienkirche.

Aber leider war geschlossen
Ihre Tür und auch der Seiten-
Eingang war nicht zu betreten heute,
Auch der Pfarrer hatte Urlaub.

Also ging ich um die Ecken,
Sah mir an, was steh`n geblieben,
Oder was erst neu erstanden
In den letzten fünfzig Jahren.

Von dem ganzen Marktplatz blieb,
So gesehen, nur das Rathaus,
Dieses aber hatte man
Aufgebaut im alten Stil.

Und ein Wind kam auf von Norden,
Oder kam er doch von Osten?
Konnt` es nicht genau bestimmen
Als wir stiegen wieder ein,

Um noch eine kleine Rundfahrt
Durch die alte Stadt zu machen,
Grün die Hügel und die alten
Wälle grüßten, auch ein Tor.

Bald schon hatten wir die Straße
Nach Stettin dann sichtbar vor uns,
Buntes Volk ging hin und her
Und mir schien, es war zufrieden.

Schöne Stadt, so muss verlassen
Ich dich wieder einmal mehr,
Doch ich komm im nächsten Sommer,
Denn im Winter wird es schwer.

Ach, Stettin ist eine große,
Sicher auch lebend`ge Stadt,
Lange fährt man durch die Straßen,
Bis man eine Ausfahrt hat.

Und in einer Seitenstraße
Hielten wir, so gegen Abend,
Seitlich schien die güldne Sonne,
Der Kaffee war auch sehr labend.

Mitgebrachte Butterbrote
Labten uns, wir warn im Auto,
Über uns das Dach der Bäume,
Kinderfröhlichkeit im Anmarsch.

Denn der Tag des Butterbrotes,
Festgelegt von einem Gremium,
Stand in Kürze vor der Tür,
Und wir feierten schon hier.

(Mutter schmiert mir Butterbrote,
Die ich gerne mag,
Und ich freu mich, wenn er kommt,
Der Butterstullentag.)

Dann gemütlich, wie versprochen
Durch die alte Stadt der Pommern,
Lebhaft sind die meisten Menschen,
Schienen oft in sich versonnen.

Über einen weiten Bogen
Ging es durch Stettin nach Norden,
Dann nach Westen durch das Delta,
Durch ein wunderbares Land.

Vor der Grenze stand ein Häuschen,
Lag in einem schönen Garten,
Vor dem Garten war ein Zaun,
Weiße Latten zierten ihn.

Und ein Zöllner ließ uns hurtig
Durch die Grenze, die zwar heute
Noch bewacht, das ist auch nötig,
Denn, wer weiß, wer sonst passiert.

Einpaar Jahre aber werden
Wir uns wohl gedulden müssen,
Dann, so wird es sicher kommen,
Kann es sein, wie wir`s erträumt.

Menschen kommen, Menschen gehen,
Das Vertrauen wird uns stärken,
Und das Böse liegt beiseite,
Möglichst weit, am besten dort,

Wo ein Mensch von hier nicht hinkommt,
Doch das ist ein andres Blättlein,
Darauf steht das Wörtchen Zukunft
Und die liegt noch immer vorn.

Wieder angekommen dort,
Wo man unsre Sprache spricht,
Fuhren wir in Windeseile
Hoch zur Ostsee, nach Stralsund.

Diese Stadt woll`n wir besuchen,
Um von dort in einer Woche
Rügen, Usedom und mehr
Anzuschauen mit Vergnügen.

An die Ostsee II

(Gelegentliche Einschübe aktuellen Charakters sind beabsichtigt)

Wenn man frisch geduscht am Morgen,
Auch das Frühstück hat bezwungen,
Im Hotel direkt am Bahnhof,
Kann man flugs nach Greifswald fahren.

Immer regnet es, wenn etwa
Schön zu werden droht ein Ausflug,
Doch das soll uns nicht beschweren
Auf der Fahrt in unsern Osten.

Einen Dom gilt es zu suchen,
Hier steht einer und wir gehen
Frischen Mutes in denselben,
Dieser ist grün ausgelegt.

Ja, mit grünem Teppichboden,
Der, so sagt ein junger Pfarrer,
Freundlich, doch bestimmt zu uns,
Damals wurde anbefohlen.

Und, die damal`ge Regierung,
Sagt er, wollte es so haben,
Um Kongresse abzuhalten,
Außerdem ist es so wärmer.

Doch es war ja nicht der Dom,
Diesen sah`n wir etwas später,
Und der Regen, er begleitet
Weiter uns durch diese Stadt.

Heil, so scheint es, sind Studenten,
Die das heil`ge Evangelium
Hier studieren, und die Lehrer
Scheinen auch nicht sauertöpfisch.

Denn in einer Eckenkneipe,
Die Toilette aufzusuchen,
Das erschien uns sehr erfreulich,
Lustig saß im Raum die Meute.

Usedom, dein Name hat so
Etwas Fremdes und doch heimisch,
U und o in einem Wort
Und verbunden durch den See.

Ja, hier kann man Urlaub machen,
Ja, hier geht es zu, wie weiland
In den allerschönsten Tagen,
Wollen hoffen, dass es anhält

Und nicht gar ein schlimmes Unglück,
Uns bedroht in unsrer Ruhe,
Denn wir müssen wachsam sein,
Glück kommt meistens nicht allein.

Immer ist ein etwas Fernes,
Unbestimmtes zu erahnen,
Ungerechtigkeit, so heißt es,
Theologen soll`n es kennen.

Diese aber sind in Greifswald
Und sie werden es studieren,
Doch, ob das allein genügt,
Muss sich erst in Zukunft zeigen.

Denn der Mensch, so scheint es sichtbar,
Wird nur dann in Frieden leben,
Wenn in jedem Teil der Erde
Sicherheit lebt und nicht Not.

Dieses gilt es auszuloten,
Denn wir warten schon sehr lange
Und die, die vor ein`gen Jahren
Dafür sangen, sind jetzt still.

Doch mit dem Erreichten, scheint es,
Darf man sich nicht in die Büsche
Hier im Sonnenlicht nur legen,
(Darum regnet`s wohl zuweilen).

Dann beginnt das Herz zu fragen,
Dann beginnt es auch zu klagen,
Viele Klagen sah ich noch
In den Augen manches Bürgers.

An der Zeit ist es, zu g e b e n
Statt zu nehmen und zu klagen,
Gar zu schnell vergeht das Leben,
Laut und deutlich muss man`s sagen.

Lieber sollte man Vertrauen
In den Staat von heute legen,
Dieser hat für uns ein Netz
Aufgezogen, das uns hält.

Dafür zahlen wir die Steuern,
Manchmal murren wir deswegen,
Und wir bauen und erneuern,
D a f ü r schaffen wir und leben.

Das sei auch den neuen Rechten
Laut gesagt, damit sie glauben
An die Zukunft, das Niveau
Aber wird sich ändern müssen.

Jetzt zurück ins Land der Pommern
Oder auch der Mecklenburger,
Diese sind, so scheint es, ruhig,
Der Humor jedoch von gestern.

Peenemünde muss man nennen,
Ist die Wiege von der NASA,
Übertrieben ? Hör ich munkeln,
Und ich glaube, nein, das nicht.

Doch wir schauen hin genau,
Hier hat Menschliches geleistet,
Mancher Mensch und trotzdem wurde
Er geschunden wie `ne Sau.

Eine Sau ist im Vergleich
Aber doch nur eine arme,
Die hier arbeiteten, sie waren
Ausgeliefert dem "Erbarmen".

D a s "Erbarmen" ist zu sehen
In den Bildern und der Wille,
Den die Philosophen preisen
Und die Dummköpfe erfüllen.

Grade, die heut, halbgebildet,
Staunend stehen vor den Bildern,
Sollten daraus für sich lernen,
Wie viel Unheil droht im Innern.

Dieses Innere zu lockern
Ist die Aufgabe der Lehrer,
Darum werden sie zu Recht
Dran gemessen, was sie sagen.

An den Strand (bei Wind und Sonne)
Gingen wir zu Dritt spazieren
Und wir sah`n am Horizont
Wie ein weißes Segel schwebte.

Dieses schien uns zuzurufen,
"Denkt an mich, wenn ihr zuhause",
Und dann gingen wir zum Fahrzeug
Machten eine kurze Pause.

In Gedanken tief versunken
Saß ich an der Seite meines
Jüngsten, meine Frau saß hinten
Und wir träumten von Stralsund.

In dem Gasthaus, dicht am Marktplatz
Gab`s zur Aalsuppe auch Ente,
Diese war auf Pommernart
Frisch gebraten und auch resch.

Und der Doppelkümmel rann
Wie bei Muttern durch die Kehle
Lübzer Bier war auch dabei
Und ein zweites aus Stralsund.

Tags darauf ging es zurück
Durch die Ebene nach Rostock,
Hier erzittert noch mein Herz,
Wenn ich an "die Nacht" nur denke.

Damals warfen junge Menschen
Brennend, johlend Feuercocktails,
Und die Menge rief dazu,
"Ausländer!" und noch viel mehr.

Damals hielt die Welt den Atem
An ob solcher feigen Frechheit
Und noch heute muss ich fragen,
Wo war hier die Polizei ?

Diese war doch vormals immer
Bald zur Stelle, wenn ein Grüppchen
Nur zusammenstand und jetzt:
Sah verschüchtert sie zur Seite ?

Darum fuhren wir an Rostock
Schnell vorbei und niemals fahr ich
In die Stadt bevor sie nicht
Sich entschuldigt für die Tat.

Denn ein echter, treuer Deutscher,
Der den Weg der Wahrheit schreitet,
Von Fritz Reuter`s Geist begleitet,
Achtet diese Feigheit nicht.

Und auch sonst hätt` ich vom Volke,
Das von Reuters Fritz ein Erbteil
Mit in seine Zeit genommen,
Etwas Besseres erwartet.

Wäre noch Bad Doberan
Zu erwähnen und der Strand,
Der daneben etwas nördlich
Schon entsteht ganz weiß und nobel.

Zwischendrin ein grüner Wald
Wo´s gewiss auch Pilze gibt,
Diese wollten wir gern suchen
Unter Eichen, unter Buchen.

(Martin Blumenfeld ging in den Wald,
Gestern morgen, sehr früh, also bald,
Vierzehn Pilze fand er,
Sechs davon gab er her,
Leider waren sie schon etwas alt.)

Pferderennen, edle Frauen,
Und des Großfürsten Geliebte
Schaut schon mal aus ihrem Fenster
Auf das Abendlicht am Meer.

Eine Stadt, sie heißt Schwerin,
Will ich noch zum guten Schluss
Gern erwähnen, hier genoss
Ich zwei allerschönste Stunden.

Auf dem Marktplatz saß ein Russe,
Dieser spielte seine Weisen
Sehr gekonnt, auf seinem Schoß
Lag die Ziehharmonika.

Und erspielte, dass mein Herz
Für Momente sprang ins Jenseits
Doch gleich trat es wieder ein
In die helle Wirklichkeit.

Diese schien nun auf am Abend,
Als wir auf gewundner Straße
Uns der alten Welfenstadt
Braunschweig wieder eilens nahten.

Hier, so habe ich versprochen,
Möchte ich das Lied beenden,
Doch nicht ohne zu erwähnen,
Was sich damals zugetragen.

Hier hat einst ein Mann aus Öst`reich,
Den ein schwarzer Schnurrbart zierte,
Viel mehr hatt´er nicht zu bieten,
Einen deutschen Pass erhalten.

Damit konnte er erreichen,
Was wir bitter heut` bereuen,
Denn im Osten, wie gesagt,
Liegt noch heut ein Stück von uns.

Darum nennen wir doch lieber
Unsern Osten, den wir haben,
Mitteldeutschland, wie wir immer
Es getan und wie es recht ist.

Ostdeutschland, ja, gute Freunde,
Dieses liegt auf einem andern
Blatt und mit dem Schnurrbart, d e r
Trägt die Schuld, doch nicht allein.

Denn so geht es, wenn man einem,
Der uns Arbeit nur verspricht,
Seine Seele d u m m verkauft,
Dafür lohnt es leider nicht.

Aber eben durch das Radio
Hör ich, dass in Hamburg oben
Sie von rechts wegen dort loben
Einen, der die Wahl gewann.

Mit der Hand zeigt er auf einen
Punkt und Sicherheiten meinen
Viele, die vor Angst und Schrecken
Wieder Unheil neu entdecken.

Ja, das Unheil steckt in jedem
Auch von uns, das ist es eben,
Drum, was lernen wir daraus,
Nichts Genaues, Punkt und aus!

Diese Fahrt, sie wird noch lange
Mir zu denken geben, doch
Komm ich gerne, wenn es Zeit ist,
Wieder, denn ich hoffe noch.