Menschen
Es gibt ja Menschen, die tragen das Haus,
Sehen aber nicht danach aus,
Sind zart und schmal und halten die Augen nach
Innen gerichtet und sie taugen nur dem Schein nach zu dem,
Was sie sagen, trotzdem aber müssen sie tragen:
Schweres und Leichtes,
Und was sie sagen, geht wie ein Hauch durch die Zeit.
Sie kennen die Welt wie die Andern und sind doch fremd einem Ziel.
Das haben sie zwar vor Augen, doch taugen nicht viel in den Augen der Menschen sie;
Diese nämlich haben das Sagen, um danach zu streben, dem Leben einen Sinn zu geben,
Indem sie die Welt aus den Angeln heben, behindern sie das Leben von Vielen,
Schränken und kränken sie bei deren Zielen.
Sie aber sind es, die mit den Andern gemeinsam durch das Leben wandern,
Die Einen reich, die andern arm, da ruft man gerne:
„Dass Gott erbarm!“
Vorweihnacht im Jahre 1947
(in einem niedersächsischen Bauerndorf)
Strohmännchen hängen schon am Baum,
Das Kind liegt leicht im schönen Traum,
Das Kind wacht auf, es ist halb Sechs,
Es lauscht und lauscht, die Sehnsucht wächst.
Ein Lichtlein zittert durch den Spalt
Der großen Tür und leise hallt
Der Ruf, der Knecht und Mägde weckt,
Wie Kurt die Magdalena neckt!
Die Kühe murren und das Schwein
Will heute frisch geschlachtet sein.
Das Kind sucht leise seine Sachen
Und will sich auf die Socken machen.
Milcheimer scheppern über`n Hof,
Ein kurzer Schuss, ein Schrei, wie doof,
Dass ich nicht eher kam,
Und eine Mütze Schlaf noch nahm.
Zur Mittagszeit gibt’s eine Wurst,
Die Suppe salzig und viel Durst,
Die Mägde lachen und der Knecht
Haut heute rein und zwar nicht schlecht.
Die kleine Ziehharmonika
Ist wie von ganz alleine da,
Ich ziehe hin und ziehe her,
Musik erschallt, was will man mehr?
Morgendlicher Chorgesang für eine Goldene Hochzeit
Ach, heut` früh ist es so still,
Ich noch etwas schlafen will,
Aber nein und aber nein,
Heute darf es nicht so sein.
Um halb Neun ist angesagt
Eine Probe und es tagt
Schon bereits das Morgengraun
Ich muss nach dem Wecker schau`n.
Eine nette junge Braut
Hat vor Jahren sich getraut,
Heute ist der „Tag des Herrn“
Und drum singen wir auch gern.
Goldne Hochzeit heißt das Fest,
Und, als ob man`s krachen lässt,
Wird gefeiert, ein Diplom
Gibt´s vom Bischof (nicht von Rom!).
Ja, wir üben ziemlich laut,
Dass der Tag und alles blaut,
Und was singen wir so gern:
„Danken wollen wir dem Herrn“.
Ein bemühter Dirigent,
Der sich aus im Singen kennt
Und auch seinen kleinen Chor
Hat im Griff und hat im Ohr,
Ruft zur Ordnung seine Mannschaft,
Hofft, dass sie Geübtes ranschafft,
Aber nein und aber nein,
Heute soll es wohl nicht sein.
Doch zum Abschied dieses Festes
Gibt es Gutes, zwar nicht Bestes,
Heute singt der kleine Chor
Alles nur in Gottes Ohr.