Literarisches Spiegelkabinett I


Für eins bin ich dankbar und richtig zufrieden,
Dass Gutes mir meistens wurde beschieden,
Nur dann und wann ein kleiner Schreck,
Wisch-wasch, war er weggewischt wie ein Fleck.
Und: Was davon blieb, ist besser als wenig ,
Auf jeden Fall lebte ich fast wie ein König.

Und dann die Freunde, zu zählen gar
An einer Hand, wenn`s nicht weniger war.
Davon etwa zwei (oder waren es drei ?),
Die zu mir standen, ja d i e waren treu.
Treue, die kann man sich einfach nicht kaufen,
Die muss zu dir kommen, am besten gelaufen.

Ich weiß nicht genau, was lieber ich täte,
Noch einmal anfangen wäre schon was,
Der erste Kuss machte richtig Spaß.
Spaß machen heute auch andere Dinge,
Und was ich nicht recht auf die Reihe bringe,
Was will d a s schon heißen ? Ich kann ja noch beißen.

Auch singe ich gern, am liebsten im Chor,
Doch da sei der liebe Gott davor !
Dass mein Singen gehört werde, möchte ich sehr,
Genau wie meine Texte, die schwer
Und nicht so leicht um die Ohren fliegen,
G e l e s e n werden und auch einmal siegen.

So stehe ich morgens vor meinem Spiegel,
Reibe die Augen und spitze die Ohren,
Noch ist beileibe nicht alles verloren,
Denke ich bei mir und werde ganz still,
Weil ich ja doch wieder tu, was ich will.

Literarische Spiegelkabinett II

Krieg woll`n sie haben, das sagen sie so,
Zu Kreuze sollen die anderen kriechen,
Die Armen zumeist, noch besser die Siechen,
Die Kranken und Alten werden sie schröpfen,
Passt auf: Sie werden am Ende noch köpfen,
Die Schwachen, nachdem diese tüchtig geblecht,
"So ist es und so ist es auch recht"!

Vormals haben die wahren Helden
Tapfer gekämpft, ich sage: Hut ab,
Drusus etwa und Marc Aurel,
Sie waren tapfer und gingen nicht fehl
In der Annahme, dass das Leben schwer,
Sie gingen dahin und nichts ging mehr.


Ganz große Herren, die tragen Narben,
Zeigen auf sich und zeigen die Farben
Von ihrer Verbindung dezent am Revers,
Andere gibt es, die haben es schwer.
Früher habe auch ich einst geschlagen
Den ehernen Degen, getragen die Farben.

Sie haben mir alle zu viel gefaselt
Von Edelmut und Zusammenhalt,
Ich glaube ja auch, wenn der Winter kalt,
Wär`s gut, dass im Ofen ein Feuer prasselt.
Mein Feuer hab ich mir selber gemacht,
Ihren Edelmut kräftig ausgelacht.

Literarisches Spiegelkabinett III

Im Gegenwind der Barmherzigkeit
Hat nun das Breitbandbild seine Chance,
Groß und behäbig reißt es die Schnauze,
Doch hinter der Hand schon hält es bereit
A l l e s, was uns soll selig machen,
Kaufe nur, kaufe die Siebensachen !

Wer kauft, der soll leben, s o wird es heißen,
Und was uns demnächst der Weihnachtsmann bringt,
Haben die Kinder der Welt zu beißen,
(Was übrig bleibt und man dem Winter abringt):
Einwenig vom Schnee, einwenig vom Frost,
Auf jeden Fall keine gute Kost!

Ach ja, es wird auch ein Feuer gemacht,
Hell wird es werden, ganz hell und es lacht
Das Christkind schon und die Engel singen:
"Helligkeit wollen wir allen bringen !"