Fränkische Medaillons ( I )
Ein literarischer Spaziergang durch Franken in Prosa und Lyrik
von Klaus Grunenberg, Gerolzhofen
"Electa ut sol" - "Pulchra ut luna" ist auf den kartuschenhaften Täfelchen über dem Hochaltar
von Maria Limbach., Balthasar Neumanns letztem Werk, zu lesen.
Auserwählt wie die Sonne, schön wie der Mond bedeutet es
und ist auf die Gottesmutter bezogen.
Es könnte auch für das ganze Land der Franken gelten.
Hinüber ist die Zeit, denkt man, als noch viel edel gesinnte
Frauen und Männer mit Format das Land bewohnten, dort,
wo heute wie damals der Main in Ruhe und Gleichmut,
obschon begradigt und somit doch etwas gestört, fließt.
Jetzt aber, so scheint es, hat Unruhe selbst hier Eingang
gefunden, in einer Gegend Deutschlands, die eher bekannt
ist als hausbacken-fränkische, denn als herausgehoben
fortschrittliche.
Und trotzdem gibt es sie noch, die Orte der Besinnung und Städte, die Historie aufweisen. Und wir bedürfen bestimmt nicht einer neuen Mission, einer Volksmission, wie sie dem Erzbischof (im Volksmund gerne "Erdbeerschorsch" genannt) von Bamberg wohl vorschwebt, um das zu genießen, was noch vorhanden ist vom gelebten Christentum. Franken ist nämlich gerne christlich im Sinne von Volksfrömmigkeit.
Dies nur vorweg, denn im Frankenland ist man auch heute wirklich noch gläubig, manchmal aber etwas übertrieben. Die entzückende Kirche in Maria Limbach aber, das sei gesagt, atmet für sich, ist ein Ruheort sogar für nicht Gläubige, deshalb auch der so gewählte Beginn meines Berichtes (siehe oben!). Ganz anders ist dagegen die in Eigenarbeit etwa nach dem ersten Weltkrieg errichtete Kirche (besser Kapelle) in Bischwind (bei Gerolzhofen), sie entspricht genau der Eigenart der Bevölkerung im (und am) Steigerwald, nämlich trocken und dem Ausspruch wohl manch geplagter Hausfrau hierzulande, die händeringend ausrufen mag:
"Ich waas net, was ich koche soll, mei Hainä is scho Middach voll!"
Je nun, - nicht nur im wörtlichen, sondern überhaupt und fühlbar
-,
in einem übertragenen Bilder-Sinn, denken wir als geschichtlich
Gebildete in Franken nicht nur an derartige Aussprüche geplagter Hausfrauen und
vielleicht noch an unsere ehemaligen Fürstbischöfe, sondern immer wieder und gerne an hochgestellte fränkische
Personen, wie üblicherweise an Könige, Kaiser, Kaiserinnen,
unter denen die heilige Kunigunde, als Gemahlin von Kaiser Heinrich II., nicht die Uninteressanteste
war, wenn wir - wie gesagt - unsere fränkische Historie betrachten.
Man beachte übrigens das Jubiläum von
Kaiser Heinrich II. (ebenfalls ein Heiliger!) im Jahre 2002 und alles wird wieder deutlich! -
AUF BAMBERG ZU
Gesang der Räder, die den Asphalt rollen,
Vier Türme sind es, nun schon sechs und mehr,
Ins schöne Tal weht es von seitwärts her,
Und Tausende, die in die Stadt rein wollen.
Es duftet Mittelalter durch die Gassen,
Ein Schieben und Gedränge, Wasserhaus,
Aus dunkler Brauerei quillt es heraus,
Auf schmaler Brücke treiben sich die Massen.
Die Sonne lenkt das Leben leicht,
Ein Mädchenkopf aus dem Cafe
Sich in das Straßenbild jetzt neigt
Und ich auf andrer Seite steh,
Will wenden meine Blicke nicht,
Lass ` stehn das schöne Angesicht.
Aber auch die mutigen irischen Missionare,
Kilian, Totnan und Kolonat,
deren Bekennermut von einer Fränkin aufs
Unangenehmste gekühlt wurde, wobei der Trieb
wahrscheinlich maßgebend mitbeteiligt war, obwohl
( nicht zu unrecht übrigens ! ) diese wechselbalgige
Kraft (die aber durchaus auch beseelen kann !), oft den
Männern zugeschrieben wird. Ja, auch die Iren - wie angedeutet -
gehören somit in den größeren fränkischen Raum, unter
Umständen ebenso die Friesen, in deren Nähe doch der
ursprüngliche Wohnsitz der Franken v o r der Wanderung
lag, wie manche von uns wohl wissen.
Fränkische Art und Geisteshaltung also ist gepaart
mit dem, was wir gerne "frank und frei" benennen, worüber
Historiker in Bezug auf die Merowinger sich aber
schon mehrfach und öffentlich ausgelassen haben und zwar kräftig..
Ich gehe in meinen historischen Betrachtungen hier nur kurz auf die
nicht nur heidnisch zu benennende Art der Verwandtenausräumung der
Merowinger
ein, wie sie ja ähnlich auch in manchen Dramen Shakespeares ausführlich
behandelt werden, um z.B. der Macht oder den Ansprüchen gerade
an dieser (Macht) gerecht zu werden. Doch hier handelt es sich
bekanntlich um Engländer, was nicht weiter unser Bier ist.
Karl der Große, der, wie wir alle wissen, einer der
fränkischen Urväter war, wie auch sein Vorfahr " Martel" (der
Hammer )- quasi unser Urgroßvater -, diese waren aber nun wirklich
Menschen, denen Skrupel oder ähnlich weichliche Bedenken ebenfalls
nicht nachgesagt werden kann. Wer will das auch schon, da sie
doch genetisch ( wie wir heute annehmen!) auf Kampf getrimmt waren,
wenn auch schließlich und endlich doch christlich getauft. Hier ist
Chlodwig zu benennen, etwas früher lebend als der "Martel" und Karl, der dem Vernehmen nach sich als erster fränkischer König
taufen ließ, wohl auf Geheiß seiner Gattin.
Seinerzeit hat Bischof Remigius von Reims, so lautet die Überlieferung, zu Weihnachten 497 (oder 498, ganz genau weiß man`s nicht) dem König bei der Taufe die bewegenden Worte zugesprochen:
"Milte peuche teinen Naggen, schdollzer Suchambrer!"
So mag es anklingend am heutigen fränkischen Sprachgebrauch etwa geklungen haben.
Wir sehen daraus, dass fränkische Bischöfe, gerade wie heute auch wieder, schon damals gerne missioniert haben. So hat doch unlängst, wie aus den Medien bekannt wurde, der Bamberger Erzbischof, im Volksmund "Erdbeerschorsch" geheißen, sich offenbart, dass er sehr gerne das Volk um sich herum missionieren würde, weil doch viele nicht mehr den rechten Glauben hätten, nehme ich mal an (ich glaube aber, dies schon berichtet zu haben, etwas weiter oben, oder?). So sind gewiss viele Christen gespannt darauf, wie er das, was wir unter Eucharistie vereinnahmen, endlich einmal ausführlich und vor allem neu erklärt. Da reicht der Hinweis auf ein Sakrament nicht aus, meine ich, denn eigentlich sind wir doch in der Mehrzahl Calvinisten, was das betrifft. Und ein Beharren auf einen gehorsamen Glauben in dieser und ähnlicher Angelegenheit könnte Vorschub leisten für eine leichtsinnige Verführbarkeit der Menschen. Und wohin das führt (und geführt hat), brauche ich nicht länger zu erläutern. Wie ja ebenfalls heutzutage der Aberglaube an Erscheinungen (Maria) und Bluttüchern oder dergleichen immer wieder- gerade auch bei so genannten Gläubigen - (gerade auch in Franken!) gängig ist. Übrigens, das Karfreitagsgebet für unsere jüdischen Mitschwestern und Mitbrüder ist wohl eine Zumutung und soll hier, also wirklich, nicht weiter erwähnt werden. Bitte, liebe jüdische Mitbürger, rührt euch deswegen, es gibt Christen, die euch gerne dabei unterstützen..
Es wurde vor Zeiten, zum Beispiel in der Gotik und auch jetzt, der Glaube mit Zuversicht auf eine glückselige Zeit nach dem Tod verbunden, dass man deswegen tägliche Arbeit und das Leid ertrug und dabei kämpfend Zuversicht zeigte. Das war das Motto im frühen und späten Mittelalter und in der Gotik, wie gesagt, war es besonders stark ausgeprägt. Darauf wird hingewiesen in historischen Museen, wie z.B. dem der gotischen Johanniskapelle in Gerolzhofen, das man getrost einmal besuchen könnte, ich führe dann gerne durch dieses damaliger Zeit.
Das Leid also zu ertragen und unter Umständen gerade deshalb auch zu
kämpfen, falls erforderlich, wie oft schon wurde es - und wie lange noch
wird es - in die (böse) Tat umgesetzt ?
ELEGIE
Wütend bläst mit niedrigem Instinkt
Der Maulwurf seine alte Melodie:
Des Menschen Größe sei der Krieg,
Da Empirie und andres mehr,
Im Zwielicht des Erfolgs geseh`n,
Bereits schon an den Tag gebracht
Den blassen Tod. -
Und jedes Mal im Herbst,
Mit grünen Kränzen
Und auf kalten Plätzen,
Steht die Menge (still)
Und hört dem Redner zu. -
Doch der verkündet uns die Wahrheit nicht:
Wehrhaft sei der Mensch und gut !
Und traurig bellt ein Hund.
Dann zieht das Herz die Segel auf
Und fährt als Schiff der Heimat zu,
Die eine Wohnung für uns hält,
So schön und nicht von dieser Welt.
Da haben wir sie also, die Wurzeln der gelegentlich heute noch zu
empfindenden Eindrücke. Die Franken sind in der Mehrzahl eben
kämpferisch eingestellt und Sanftmut oder auch nur sanftmütiges
Aussehen gelten hier als unschicklich. Das kann man tagtäglich
beobachten, z. B. in den Straßen der Städte, auch und insbesondere auf dem
Lande, auf den Fußballplätzen ganz deutlich, in den Wirtshäusern am Stammtisch und ein "Reingeschmeckter", etwa durch Heirat,
wird sich auf etwas gefasst machen müssen, was er s o nicht kennt.
Gelegentlich bekommen es auch Nachbarn zu spüren, die einwenig gutmütig
scheinen. Gutmütigkeit führt hier direkt zu Angriffen, kann man sagen.
Bei dieser Sicht sei, historisch jetzt mal wieder betrachtet, nur kurz an die so genannte Christianisierung
der Sachsen erinnert, deren späte Rache unter gewissen Umständen
z.B. aus Hannover immer wieder einmal zurückschlagen könnte,
(z.B. bei wichtigen Wahlen !). Wie ja auch ein Kanzler Schröder einst als Rächer
gewissermaßen auftrat, aber dies nur nebenbei erwähnt und zwar mit Schmunzeln,
denn ein Michel Glos stand stets als Cherub quasi vor dem Paradeis, will sagen
vor dem fränkischen Paradies und jetzo haben wir gar einen Adligen aus
Oberfranken (!), der noch viel verspricht.
In der Entwicklungsgeschichte der Franken ist also deren starker
und nicht so leicht umzuwerfender Charakter schon mit
"eingepreist", wie man heute börsengerecht sagen könnte. Und das ist gut
!
Nicht vergessen seien aber auch Richard Wagner (obwohl kein
Franke, so doch heimisch in Bayreuth), oder Balthasar Neumann, Tilman
Riemenschneider, Johann Peter Wagner und andere,
auch die verschiedenen Fürstbischöfe, wie Julius Echter von
Mespelbrunn, die Schönborn auch, deren Bau - und andere
bekannte Werke, ( wobei an Hexenverfolgung dieses mal
nicht ausdrücklich erinnert werden soll ! ), heute noch in aller Munde
sind, beziehungsweise bestaunt werden.
Wenn aber die Erinnerung nicht trügt, so stammt ein bekannter,
schöner Ausspruch von Balthasar Neumann, der geht so:
"Dass ein jeder sieht, wie glücklich wir damals in Franken
lebten".
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer einem stolz-stelzenden
"ätsch" der Franken in Richtung München etwa, aber die tun nichts dergleichen in
solch
kindischer Art, sondern, wenn schon, dann eher "gewürfelt", was
immer das auch heißen mag.
Berühmte Maler wie Tiepolo oder -weniger bekannt - Joseph
Ignaz Appiani , die im Auftrag der Fürstbischöfe damals
wunderbare Werke zuwege brachten, deren größtes (Tiepolo)
an der Decke der Würzburger Residenz zu betrachten ist und
deren etwas kleinere Dependancen (Appiani) als Fresken die
Basilika in Vierzehnheiligen schmücken, farbenfrohe Medaillons
mit optimistisch-sinnlichen Anspielungen, deren Anschauung sich
lohnt, dürfen durchaus immer wieder erinnert werden. Denn sie haben
der Region das gegeben, was man als als cavaliersmäßiger Geistesmensch
heute noch schätzt: Anmut, Edelsinn und ein Netz voller Geheimnis,
das wir so gerne Kultur nennen.
Außerdem zeigt sich darin die selbständige Art und Weise dieser
Region, die aufgeteilt in Einzelregionen, damals (wie heute) unter Umständen auch autark waren,
wie z.B. die freie Reichsstadt Nürnberg mit Umgebung, die Bistümer Würzburg und
Bamberg wohl auch..
Dies aber führt in München wohl zum "immerwährend - großmütigen"
Verzicht auf Hilfestellung, wenn es - wie auch immer- um die fränkischen
Regionen geht: "Die machen es schon , sie haben ja soviel Kultur", denkt
man dort wohl gerne (und erfolgreich) für sich.
Und die Gerolzhofener Bürger warten bisher vergebens auf den sog.
Riemenschneideraltar der ehemaligen Johanniskapelle (jetzt Museum, wir erinnern
uns!). Dieser herrliche gotische Altar aber steht (etwas versteckt) im
Bayerischen Nationalmuseum in München und wartet auf eine endlich stattfindende
Rückkehr nach Franken ("Fern Dunnerkeil!").
IN WÜRZBURG
Der Franken allerschönste Bergesveste,
Sie schaut hinunter auf den alten Kranen,
Gleich neben einer Mauer wartet der
Auf längst geschriene Laute und Sang vom Meer.
Da will ich gleich zum schönen Ludwigkai.
Dort steht ein Jeep, ein Ball rollt still,
Ein großes Mädchen spielt seinem Bruder
Und schönes Glockenspiel uns Frieden bringen will.
Drei weiße Schiffe wiegen sich am Ufer
Und eines davon heißt FRANKONIA,
Ich will mich hurtig sputen und als Rufer
In grüne Büsche schlagen und dann wohn ich da.
Betrachten wir nunmehr Hans Sachs, sowie überhaupt
fränkische Dichter, wie Rückert oder Platen oder die
Nürnberger - Barockdichter,- seinerzeit sehr berühmt,
nur leider heute etwas abseits und vergessen - und damals Pegnitzschäfer
genannt, so können
wir den eigentlichen Geist der Franken erkennen und
lieben lernen. Er ist nämlich greifbar, quasi anschaulich,
immer präsent als Unikum, eins in Wort u n d gleichfalls
in Tat, tatkräftig also, ellenbogenmäßig, ähnlich dem lutherischen,
edlen Tun ob der Ehrlichkeyt etwan und der Umbsetzbarkeit
ins Lebendige, alldiweil immer geradeaus und manchmal auch
im Marschestritt (mit erhobener Hand zuweylen!) vom Balkone
winkend, in der großmäuligen Architektur stark wirkend,
quasi nicht sprengbar, wie das ehemalige Kongressgebäude,
jetzo umgeleitet in eine Anschauungsunterrichtsanstalt an ehemals schreihälsisch Nürnberger -
Tage und Wunderzeychen. Ja, sicherlich,
auch so sind wir als Franken, und das ist gleichfalls bekannt.
HANS SACHS SPRICHT
Habet acht ist besser als
Zuviel gesprochen,
Kost` den Hals.
Denn das Schweigen ist nicht dumm,
Beugt euch sonst den Rücken krumm.
So hab`s früher ich gesagt
Und damit die Welt geplagt.
Bin des Besseren belehrt,
Gut tut, wer sich tapfer wehrt.
Lerne denken und sodann
Trag dein Wort vor als ein Mann,
Oder auch als mut`ge Frau.
Spricht Hans Sachs, ganz genau !
Denken wir an Hans Sachs, Albrecht Dürer, Wohlgemut ( seinen Lehrer),
an Peter Vischer, Tilmann Riemenschneider, Veit Stoß
oder Lucas Cranach, so sehen wir im Geiste vor uns all
die Werke, etwas eckig, fast noch mittelalterlich, wie
auch die feinen, kleinen Bildnisse von Lucas Grunenberg
im Heilsbronner Münster, z.B. das Dreifaltigkeitsbild,
eine Erzählung, angefangen von der Erschaffung des
Menschen bis hin zur Erlösung durch den Opfertod
Christi: Jesus fällt Gottvater in den Arm, als d e r mit
dem Schwert dreinfahren möchte," es ist vollbracht", scheint
er zu sagen, "durch meinen Tod am Kreuz sind sie erlöst" !
Dieses haben fränkische Ritter vielleicht verinnerlicht
und den Mut gefunden, sich damals für den aufkommenden
Protestantismus edelmütig einzusetzen. So wird wiederum klar,
dass sie immerhin etwas zuwege brachten, die fränkischen Ritter. Zumal wir
heutzutage wieder einen Spross dieser fränkischen Ritterschaft an geeigneter
Stelle als Wirtschaftsminister sogar haben und, wer weiß, wozu noch eigens, da
denken wir doch gleich an KT zu Guttenberg (und an seinen bekannten
Dirigentenvater, der gerne den sauberen Pferden an der Kutsche die Peitsche gibt). Aber auch
die Barone von Wetzhausen, von Bundorf, der Fürst zu Castell, die Schönborn,
alle (und noch mehr von ihnen) sind große Führer im Frankenland gewesen und
daher wird bestimmt die Ritterkapelle in Hassfurt folgerichtig aufs Schönste
wieder hergerichtet (wir, also die Sangeskundigen aus der Umgebung, werden
als Massenchor demnächst zur Einweihung oder überhaupt dort gewisslich manch Liedlein
schmettern).
Übrigens, fränkisches Singen, ein Kapitel für sich:
Fränkischer Chor
Vielstimmig singen wir und laut,
Kräftig, der Harmonie vertraut,
Singt unser Chor, wir hören`s gern,
Am liebsten hören wir´s von fern.
Gustav Adolf aber, der Schwede, war bis weit in den Süden
nach Schweinfurt vorgedrungen, wie überhaupt die
Schweden heute in nämlicher Stadt eine Rolle noch spielen,
auch der Schweinfurter Autorenkreis und das
Schweinfurter Theater (dessen Bedeutung neben dem
Neuen Georg-Schäfer- Museumsbau, wo hauptsächlich
Malkunst des 19. Jahrhunderts und noch etwas modernere
im Mittelpunkt steht, nicht zu unterschätzen ist.).
Ich sage nur: C. D. Friedrich, oder Spitzweg !
Die Franken aber sind doch eher ein
praktisches Völkchen, was allein eine über den
Mittelstand hinausgewachsene Industrie mit "getüftelten"
Maschinenteilen beweisen kann. Ich nenne hier nur die Namen
Sachs, Fichtel und "Die Schweden". Auch hat das "Schweinfurter
Grün" durchaus seine Bedeutung, nicht nur im Trikot des
1.FC Schweinfurt 05, also der "Schnüdel", sondern leider auch, (spät merkte man`s),
als gefürchtetes Gift und heute noch kämpft man mit der Umweltverseuchung.
Es waren aber auch (um im Historischen zu bleiben) schon in alter Zeit
Nürnberger Eisengießer oder auch Spielzeugmacher wohlbekannt, wie auch
zugegebenermaßen das Kaufmännische gerade in dieser Stadt Blüte trieb (nicht nur
in Sachen Lebkuchen oder Bratwürste), sicher auch die Neugier, in eine neue Welt
vorzustoßen, was sich in einem alten Erdenglobus nachempfinden lässt, der im
Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (nicht in München!) bewundert werden
kann.
Die Namen Pirkheimer oder Regiomontanus stehen dafür.
Und das Spielzeug ? Wäre es ohne Nürnberg denkbar ?
Ja, auch hier haben die Franken ihre Hand mit im Spiel,
wer es erfahren will, der gehe in das Spielzeugmuseum
nach Nürnberg.
Doch Nürnberg hat auch einen Zoo, ich sage nur: "Flocke".
KINDER IM ZOO
Die Eisbären hat der Winter gebracht,
Sie blöken heut wie die Kälber.
Das kleine Nilpferd taucht und lacht
Und schäkert mit sich selber.
Listig lauscht der Elefant,
Dann bläst er wie ein Sieger,
Und meine Tante an der Hand,
Betrachte ich den Tiger.
Bedenklich schön und sommerhell
Die Löwen in ihrem Gehege,
Wir gehen langsam erst, dann schnell,
Den Tieren aus dem Wege.
Bevor wir bald nach Hause geh`n,
Gibt es noch was zu gaffen,
Wir wollen nach dem Wärter sehn,
Der füttert freche Affen.
Die Eisbären hat der Winter gebracht,
Der Sommer die Elefanten,
Ich möchte nur wissen, wer mich gemacht
Und meine Onkel und Tanten ?
Aber denken Sie auch an Jean Paul, der vieles vorwegnahm
in Gedanken, Worten und Werken, also auch ein Tüftler,
der Seinesgleichen sucht!
Ja, sie waren, wenn man es recht betrachtet, Cavaliere im besten
Sinn dieses Ausdrucks, die Männer und Frauen der barocken
Zeit oder der Renaissance bis hin zur Neuzeit, denn den
gehobenen Ständen darf man Ästhetik, Geschmack
und dergleichen nicht ungestraft aberkennen, oh nein,
da wären schließlich die verschiedenen Cavaliersreisen - auch
der Damen - noch im 19. Jahrhundert davor ( alles
zu vernehmen und zu sehen bei einer Führung durch das
Germanische- National- Museum zu Nürnberg ! ).
Und s o ist es auch zu verstehen, dass wir heute noch
Zeugen dieser wahren kulturellen Vergangenheit werden,
auf Schritt und Tritt. Übrigens, auch die katholischen Geistlichen haben sich in
der Barockzeit cavaliersmäßig verhalten also zeitgemäß. Das wird oft vergessen
heute, obwohl es literarische Zeugnisse gibt und einen sehr schonen Barockgarten
in Veitshöchheim mit Lust-oder Jagdschloss, ebenso in der Nähe von Memmelsdorf
bei Bamberg.
Den Armen haben sie sich ebenfalls gewidmet, die cavaliersmäßigen Bürger der
Stadt Nürnberg, auch der
Gerechtigkeit, dem richtigen Wiegen der Ware, wie Adam
Krafft es uns gut und gern in einem Bildnus zeytigt u n d dem Hinaustreiben von Menschen, die ihnen nicht passten.
Denn da, wo jetzt die Marienkirche steht und der Rauschgoldengel jährlich seinen
Prolog hält, dort stand einst eine
herrliche
Synagoge, doch sie ist Schall und Rauch, wie auch
die kleinen Häuser rings umher, sie sind - mein Gott,
sie sind nicht mehr...
Frommes " Sich -Hingeben" zur Natur, auf Bergen zum
Beispiel, wie dem Schwanberg oder hinter Klostermauern,
mit grünen Gärten, war nicht nur den Frauen vorbehalten, auch Männern.
Das sei hier einmal gesagt, obwohl mir ein leitender Mönch in Unterfranken
unlängst sehr darüber klagte, dass gerade die Älteren im Kloster oftmals
ihre
Mucken haben und auch schon mal ausbüchsen. Aber, wer möchte das nicht ?
Wir aber sehen daraus, dass sich katholisches Denken und Handeln hier oben im Norden
Bayerns durchaus nicht verstecken muss (in Münsterschwarzach z.B. oder auf dem
Kreuzberg in der Rhön, oder in Bamberg, bzw. Würzburg) vor dem gleichwertigen Protestantismus. So also kann der bayerische Süden immerhin zufrieden sein,
denn Gleichgesinnte finden sie auch in den fränkischen Gefilden.
Ob diese Geisteshaltung jedoch auf immer Bestand haben kann, wird sich
bald zeigen, denn es weht ein Wind von Ost und West, auch von Norden
her und nicht nur von Süd. Und allenthalben treibt es Andersgläubige
wie Muslime z.B.in
fränkisches Land. Doch sei hier einmal ausdrücklich festgestellt, dass selbst
die Franken einst von der heute belgischen Nordseeküste her (wohl immer
entlang der Flüsse !) bis an den Main gewandert sind. Und, wir wissen es,
noch viel weiter.
FRÄNKISCHES HERBSTLIED
Es ist nun rechte Zeit,
Die Biberburg zu suchen
Und dort im hohen Schilf
Nach Firlefanz zu sehn,
Die Frauen ziehen Bleche
Mit goldnem Zwiebelkuchen,
Die Männer fahren Mist,
Er lässt die Winde weh`n.
Schon gelb das Blatt der Birke,
Es fällt ins Haar mir sacht
Und was ich bin und wirke,
Ist wie umsonst gemacht.
Nur noch ein halbes Stündchen,
Bis es sich wieder rührt
Und wie ein treues Hündchen
Den rechten Weg mich führt.
Es ist nun rechte Zeit,
Die Biberburg zu suchen
Und dort am Silbermain
Den Treidelweg zu geh`n,
Die Frauen ziehen Bleche
Mit warmem Zwetschgenkuchen,
Es ist so, wie es ist,
So herbstlich und so schön.
FRÄNKISCHE MEDAILLONS ( II )
Was uns aber die Historie in schöner Aufmachung
außerdem gerne zeigt - in Museen, deren Bedeutung
neben dem Herzeigen von Bildern im Besonderen
mit der Namensgebung der Stiftungs- Gründer gern einhergeht -,
wie zum Beispiel im schon genannten Schweinfurt das Schäfer-Museum,
das ist der Geist, der aus der Geschichte weht.
Dieser aber weht bekanntlich wo er will. Und bis in die heutige Zeit ist
Arbeitsgeist und Geldverständnis und das Gehen mit der Zeit und das Verständnis
für Zeitverhältnisse auch ein fränkisches Kleinod sozusagen, ein Bedürfnis eben, ein
gewisses Können, ein Verdienst, ein Herzeigen und Beherrschen des Instrumentes
der Macht (das
Zeiten überdauert!) im Gutglauben an "franzisca", die Streitaxt der
Väter aus grauer Vorzeit. Nicht umsonst hat fränkisches Fußvolk einmal die
Hunnen und einmal die Araber bezwungen, von den Burgundern ganz zu schweigen.
Zum Beispiel sind, in diesem Sinn betrachtet, die Mark Brandenburg und
das spätere Preußen ohne den ehemaligen
Burggrafen von Nürnberg einfach nicht denkbar.
Dieser Graf aber war ein Hohenzoller.
NÜRNBERG
Unstete Stadt geht durch die Zeit
Wie ein leuchtend buntes Kleid,
Wie ein scheinend schimmerndes Bild,
Wie ein sicher schützender Schild
Umhüllt die Stadt,
Was sie in sich verborgen hat.
Und was sie birgt, verrät sie sicherlich
Aus ihren Steinen und wie`s daraus spricht.
Nun hat, wie wir alle wissen, Napoleon I.
nicht nur Schluss gemacht mit dem Heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation, also das
späte Mittelalter praktisch aus Europa vertrieben,
er hat auch Bayerns Kurfürsten zum König ernannt
und die fränkischen Lande, vormals sauber aufgeteilt
in zumeist autarke Fürstbistümer, kleinere Herzogtümer,
reichsfreie Städte und Dörfer und dergleichen, dem nun größeren
bayerischen
Staat zugeschanzt, das Zwischenspiel mit dem Herzog
der Toskana einmal beiseite gelassen.
Das nun noch größere Bayern aber wurde damals -
und wird auch heutzutage zuweilen kräftig -
an der Konstitutionssäule bei Gaibach in Unterfranken
gefeiert und manch Böllerschuss mag in Gedanken
gerne danebengegangen sein, wenn, ja wenn
es nur dem Wunsch der Franken entsprochen hätte. Damals, etwas nach der
Zeit als Napoleon
Franken den Bayern vermacht hatte, haben patriotische Franken einen mutigen
Würzburger Bürgermeister Wilhelm Josef Behr anlässlich des Gaibacher Festes am
27.Mai 1832 angeblich auf den Schultern getragen und gesungen:
"Das ist unser Frankenkönig!". Allerdings vergebens.
Doch, nebenbei gesagt, dies wird heute nicht mehr nachgetragen von fränkischer Seite, wie es oftmals unschwer aus Äußerungen von durchaus offizieller Fraktionsführerseite der bayerischen Heimatpartei herauszuhören sein mag, obwohl man manchmal aus einem echt fränkisch "zwiebelträterisch" - gewürfelten Wort und mit tiefergelegter Stimme etwas zweideutig Gesagtes herauszuhören vermag, was oftmals in Kreuth ins Mikrofon der Meldewagen und dann zu uns gebracht wird, wenn es wieder um Wahlen geht in diesem, aber jetzt unserem Lande insgesamt, aufgemerkt ! Letzterer Absatz gilt dem "Antenken ehemals frängischer Abgeordneter in leidender Bosizion", mein Gott, wie traurig, uner Günder, uner Michel!!!! Nie mehr sollen wir ihre Stimme hören dürfen?
Aber, so geht's zu, in kurzer Eilmeldung angezeigt
und zudem ist mit Genugtuung zu vernehmen,
dass trotz der Anstrengung von Napoleon I. und
den beiden Ludwig -Königen "die Welt" hier in
Franken immer einwenig mittelalterlich sich zeigt.
Das heißt, dass die kleine fränkische Weltsicht, wohl mehr
als eine Tochter der Schedel`schen Weltchronik wandert, eben
anders, langsamer. Das soll nicht weiter moniert werden.
Schon gar nicht, wenn das, was mit guter fränkischer Art einhergeht, mit
herzhafter Wurst, rauchigem Bier, edlem Wein, oberfränkischen Klößen
und einer gewürzten Küche, die wir so lieben. Den Südbayern mag dies alles
tüchtig einheizen wegen der Würze, obgleich es dorten eynen
Schuhbecken gibt,
aber nit hir bey unz.
UNSICHERER WEINPRÜFER
Superb, superb, superb,
Sehr schlanker Körper,
Im Abgang etwas derb.
So könnte es aus dem Mund einer schönen Weinprinzessin oder -Königin schallen, lispeln, oder von einem Weinanbieter, einem echten Winzer aber wohl eher nicht. Und bei Gott, der Wein, der fränkische zumal, er hat es in sich, wurde vor Zeiten nicht umsonst per Rezept ausgestellt. Und der Wein, manchmal meint man geradezu, er könne sprechen.
Doch nun zurück zur allgemeinen Kultur. Denn diese ist hier - neben der Gotik und dem Barock - zu finden. Aber es ist deshalb auch kein Wunder, dass in Franken gefeiert wird und der allgemeinen Depression, die so gerne in Deutschland grassiert, ein Gegenüber geboten wird in Form wiederum fränkischer Art und Weise, wie Wallfahrten, Flur-Prozessionen , einer Fronleichnamsfeierlichkeit in Bamberg zum Beispiel, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Und Dichter gibt es auch in Franken, nicht nur der Mundart Künstler wie Fizgerald Kusz oder Dr. Gerhard C. Krischker aus Bamberg, auch in Dingolshausen Alexander Sendner, der unlängst sein Büchlein: "Die alte Pappel weiß Bescheid" herausbrachte.
Daraus ein Beispiel:
Das kleine Glück
Es ist nicht nur des Mannes Kraft und seines Weibes Lust;
Dass Gott durch euch das Leben schafft, fühlt ihr in eurer Brust.
Er schafft es in der Mutter Schoß, ganz klein und noch so zart,
Dass es in der Geborgenheit das Licht der Welt erwart`.
Bewahret und behütet es, liebt es das kleine Glück,
Dann gibt es sicherlich dereinst die Lieb vielfach zurück.
Alexander Sendner
Da zieht man nur noch den Hut und nickt zustimmend. So etwas gibt es also
auch in Franken und das ist liebenswert und lobenswert.
Allerdings wird, um auf Feste zurückzukommen, auch gerne einmal übertrieben. Zum Beispiel bei
Hochzeiten oder beim Fasching. Oder auch beim Kabarett.
Ja, hier zeigt sich dann oft der Hang zum Kindlichen und das
ist es wohl , was dem Franken in etwa schadet, wenn er, wie
allzu gern in derbe Späße ausweicht, die zwar gerne gehört werden,
ihm aber nichts einbringen, außer: da seht ihrs, er genügt sich ja selbst!
Und die Hochzeiten, da schweigt des Sängers Höflichkeit oftmals, Holzsägen
und Reiswerfen sind noch die mildesten dummen Spiele, doch was soll`s.
DIE BRAUT
Die Braut ist einwenig
Rund um die Hüfte und
Ihre Wangen sind röter
Als sonst.
Aber am schönsten ist
Ihr Mund.
Sie wiegt sich im
Geh`n und lässt du
Sie steh`n, so tanzt
Sie mit Kraft.
Und sie schafft diesen Tag.
In der Nacht
Musst du nicht erst den Mond bemüh`n.
Sie wird kommen
Und dann in die Dunkelheit flieh`n.
Ja, das Glück, es liegt so oft in der Nähe !
Nicht vergessen aber wollen wir die Kunst der Symphoniker
aus Bamberg, die fränkischen Kur -Bäder und die fränkischen
Städte und Dörfer mit ihren roten Dächern.
Und unter diesen Dächern wohnen, gerade auch im ländlichen
Bereich oft poetische Männer ( in der Gegend um Hassfurt z.B. ),
die sich gerne und ausführlich mit den Sonderheiten
unserer Geschichte befassen und das nicht nur im Sinne
christlicher Liebe zum Nächsten, sondern mehr wegen der
aufklärenden Art, gerade deswegen. So gibt es bald nicht
nur Schöngeistiges aus erzählungskundigem Munde, sondern
gepfefferte Kriminalgeschichte der nicht immer nur cavaliersmäßigen
Geschichte unseres christlichen Abendlandes im Lexikonformat.
Auch das ist durchaus muudich, ethel un aecht frängisch!
Aber diese fränkischen Städte und Dörfer, mit ihren roten
Dächern, oft in barockem Gepränge, sowie eine Landschaft,
die der herben Gestaltung des hiesigen Menschenschlags
mitunter etwas schräg gegenüber steht,
hätten es endlich einmal verdient, von dem zu profitieren,
was unsere Zukunft womöglich länger bestimmen wird,
als das hier Geschriebene, nämlich vom Wertzuwachs einer
Gesellschaftsordnung, der sich geziemend verteilen wird,
endlich aber auch hin bis zum Schwanz des bayerischen
Löwen, nach Aschaffenburg. Die Gegend um Miltenberg nämlich, der Spessart
besonders, ist in der tat sehr schön und die Täler, in denen der gute fränkische
Rotwein wächst und ausgebaut wird, um Klingenberg etwa, laden ein zur Wanderung,
besonders im Herbst. Und auch in abgeschiedenen Ortschaften findet man immer
eine Gastronomie, deren Tür offen steht, allerdings hier und da, besonders in
abgelegenen Gegenden kann es sein, dass man als Fremder richtig fremd ist.
Wanderer beim Biertrinken
Kam plötzlich rein, bestellte sich ein Bier von einer Größe, die ihm zugemessen ,
und keine Blöße gab es sich, indessen war jeder in dem Raume hier mit sich allein.
Trank aus, stand auf, bezahlte, ging hinaus, bog an dem Nachbarhaus um eine Ecke,
ward nie gesehen mehr zu irgend einem Zwecke.
FRÄNKISCHE MEDAILLONS ( III )
Schaut man aber noch einmal zurück in die Vergangenheit,
so kommt einem zuweilen Wehmut entgegen. Ich betrachte
in dieser Hinsicht vor allem die ländlichen Gebiete, in denen
die dort wohnenden Menschen in der Land -und Forstwirtschaft,
im Handwerk und im Handel für das Wohl der Bewohner
der Umgegend sorgten und sorgen.
Haben die Menschen auf dem Dorf noch vor zwei
Generationen Wand an Wand etwa mit den Rindern
gelebt, (z.B. innerhalb eines fränkischen Hakenhofes),
so ist heute hier alles anders.
Wo hört man denn noch das Gackern der Hühner ?
Das Gurren der Tauben ?
Was mag in einem Bauernherzen vor sich gehen, wenn die
letzte Kuh, das allerletzte Kälbchen aus dem Stall gezogen
wurde ?
Stille ist eingezogen, Verlassenheit und Schwermut,
die nur schwer zu ertragen ist, liegt über dem Land,
dicht an der Grenze zu Mitteldeutschland etwa.
Und die Menschen, sie leiden darunter, verkommen
manchmal sogar und trostlos laufen sie oft herum.
WALDLAND
Schnee fiel,
Bedeckte mit weißer Hand
Himmel und Land,
Sang,
Im Lied klang Wehmut.
Leise,
Bedächtig,
Mit Anmut
Leckte die Flanke das leichte Tier.
Wald schwankte sacht,
Es knisterte Stille,
Leuchtete lind
Das Kind,
Der Sehnsucht heißes Gemach.
Und nur der Rauch,
Gewirbelt als graue Hoheit,
Spendete Mensch und Tier
Wärme und Freude.
Es liegen am Ofen Mann und Kind,
Lachen am Feuer, wenn Freunde erscheinen,
Dann scherzen die Frauen,
Das Wasser summt,
Denn der Tag ist gemacht für den stillen Frieden.
Der Wein. Was wäre Franken ohne den Wein ?
Und was hätte der in das Zentrum politischer Gespräche gerückte
Mittelstand sonst aufzuweisen in einer Region, wo die nordbayerische
Arbeitslosigkeit nicht mit Superzahlen von München und Umgebung Schritt halten kann ?
Das aber ist eine Frage, die man ruhig einmal stellen darf - in
Anbetracht der Tatsache, dass die Landwirtschaft und was damit zusammenhängt,
in eine wiederholbare- so genannte Krise -
gerät, immer und immer wieder und die Orte an der Grenze zu
Mitteldeutschland zum Teil- wie gesagt -elendig verrotten.
Aber da heißt es, sich nicht in die Schmollecke setzen und weiterhin
auf Subventionen vertrauen, sondern handeln. Etwa mit Selbstvermarktung,
auch mit dem Hinweis auf "ruhige Wanderwege" und derbfränkische Kost,
sowie den Versprechungen: Unser Dorf soll noch schöner werden !
Doch darf man auch mit guten Gefühlen in die Zukunft blicken,
z.B. für eine Generation, die jetzt schon wieder in kleinen Schritten
nachfolgt und vielleicht einmal den gleichen Wirtschaftssinn aufweisen
wird, wie die Alten. Aber auch mit Aktien kann man hier umgehen und
nicht wenige haben das Auf, aber auch das Ab (öfter !) kennen gelernt in
der letzten Zeit, haben sich auch oft etwas zu mutig verhalten, sind denen
gefolgt, die mit Schalmeienklängen warben für eine bessere und sichere
Zukunft.
Einige ganz Unverdrossene aber "stehen immer wieder auf", so sagen
sie, und der Wunsch mag ihnen dabei durchaus etwas helfen.
Zaghaft aber wird schon in dieser schönen Region das hinübergerettet,
was so mühsam einst in der Vergangenheit aufgebaut wurde
und was der Topographie dieser Landschaft als "städtisches
Bauen" im besten Sinne schon einmal anvertraut wurde.
Vereinzelt kehren sie zurück, die Kindeskinder, mit etwas
Geld in der Tasche, kaufen die noch gut erhaltenen Gehöfte auf
und richten sie oft geschmackvoll und stilgerecht wieder her.
Vielleicht singen sie dann wieder ihre Lieder, etwas schräg zuweilen,
schleifend, aber mit frohem Mut und sie schaffen sich ihre Kultur,
wie es eben Sitte war und ist. In Maßbach z.B., in dem schönen kleinen
Theater mit einer Tradition, die sich sehen lassen kann.
Hier hat der Kameramann Michael Ballhaus seine Wurzeln.
Ja, vielleicht schaffen sie es in Zukunft und auch Paul Mahr
und das SAMS helfen mit, den Kindern und Erwachsenen
zur Freude, damit später einmal die Menschen sagen können,
wie weiland Balthasar Neumann (immer wieder muss man es sagen!):
" Seht, wie glücklich wir einst in Franken lebten !"
SPÄTER MÄRZ AM MAIN
Des Märzen Sonne,
Ach, des Märzen Sonne lebt heut im Versteck.
Es kommt das Schiff, es kommt das Schiff
Den Strom hinauf mit Mühe nur.
Frischfromm
Der Häcker
Hoch, auf der Terrasse,
Schneidet noch einmal den Zweig,
Aus seinem rost`gen Wagen tönt`s indes wie Kirmes.
Geruch nach frischem Wein, der durch die Kehle fährt
Und bald, schon im August
Den schweren Schmerz der Ernte ahnen lässt.
Gottlob nur,
Dass abends dann
Heulende Eulen den Turm umkreisen,
Blinder Fuchs den Gaumen kühlt
An heute staubiger Quelle,
Eingefasst von gelbem Stein.
Der Wind bringt das letzte Glitzern des Mains herüber,
Wirft alles an die helle Mauer.
Wärme abends lockt den Wein,
Nachts das nackte Mädchen träumt.
Früher März,
Brachtest mir Quellen,
Der schwarzen Vögel lustige Schnäbel.
Später März,
Bist mir teuer,
Schreist die grünen Lieder herüber,
Weckst die Stämme aus dem Schlaf.
Wir aber werden uns auf den Weg machen, jetzt, wenn wieder
der Frühling ins Land zieht, oder auch im Herbst.
Werden das Maintal durchwandern, all die anderen Gefilde,
ins Land der Franken fahren mit dem Wunsch nach einem guten Weg, der gleichzeitig auch
Ziel ist und ein Bild von der Landschaft und den Menschen beinhaltet. Nach
Westen geht es dann, nach Osten in den Frankenwald vielleicht auch, wo
gutherzige Menschen wohnen, die einen jeden gerne aufnehmen und wo hinter
Kronach, in Förtschendorf es einst eine Brauerei gab, die nicht nur ein
köstliches Bier braute, sondern auch ein Bierfest feierte und wo eine Kapelle
spielte, die ehemalige Flößer, Brauer und Gäste zum Gesang anregte, dass das
ganze Tal davon hallte. Doch das ist lange schon her und die Brauerei, sie steht
nicht mehr.
Und wenn wir die Basilika in Vierzehnheiligen aufsuchen und an der
Decke die in Grisailletechnik wieder auferstandenen acht Tugenden
in allegorischer Darstellung, oben in den Zwickeln, unterhalb des
zentralen Deckenfreskos, finden, dann wissen wir, dass das Glück
oftmals versteckt ist, aber viel öfter ganz dicht bei uns sich befindet.
Das aber wissen wir alle mehr oder weniger, ist also nichts Neues
und sollte uns deshalb endlich Anlass zu etwas Zufriedenheit geben.