Schnee fiel
Schnee fiel,
bedeckte mit weißer Hand
Himmel und Land,
sang,
im Lied klang Wehmut.
Leise,
bedächtig
mit Anmut
leckte die Flanke das leichte Tier.
Wald schwebte sacht,
es knisterte Stille,
leuchtete lind
das Kind,
der Sehnsucht heißes Gemach.-
Und nur der Rauch,
gewirbelt als graue Hoheit
spendete Mensch und Tier
Wärme und Freude.
Es liegen am Ofen Mann und Kind,
Lachen am Feuer, wenn Freunde erscheinen.
Dann scherzen die Frauen,
das Wasser summt,
denn der Tag ist gemacht für den stillen Frieden. –
Doch das Wasser,
der Baum, das Haus auf dem Wall,
der Flammenrufer,
das blinde Huhn,
der Marder,
im Maul das Ei,
er trägt es,
vergebens rufst du die Wächter herbei.
Denn es waltet der Sturm,
es zeigt auf dem Turm
der Hahn die heulende Bahn,
es rauscht:
- Ich weiß um den hindernisbauenden Zwang,
der Tücher auf beißende Flammen legt.
Da zwingt den Zwerg
Sturm der Begierde,
Hilfe dem Pyromanen dann,
Hilfe der Frau am Brunnen dann,
Wasser bringt sie,
es lachen die hellen Knechte. -
Chancen
Im Winter, da wollen wir Schneemädchen bauen,
Die werden uns kalte Herzen schenken
Und mit der Zeit wird ein Frühling blauen
Mit grünen Knospen zum holden Himmel.
Am Abend, da werden wir Weinlieder singen
Und trinken den munteren Seelentrost,
Der wird uns den nächsten Morgen bringen
Und jagt aus dem Bett uns mit lautem: PROST!
Im Herbst, da werden wir Freunde suchen
Und freimachen unser Herz von Sorgen,
Wir legen den weiten Mantel um
Und hören schon den summenden Morgen.
Marieluise
(Ein wundersames Lied, aus der Tiefe des Herzens geschrieben,
von einem, der auszog, das Lieben zu lernen).
Marieluise hieß das Kind.
Indem wir falsch verstanden werden könnten,
wir alle wären mehr oder weniger zum Stranden hier verurteilt,
seien heute diese Zeilen festgeschrieben:
Hier das Lied,
hier springe ich.
Als vor einiger Zeit, - im Herbst war`s,
die Tage dunkelten bereits -,
das Leben auch in mir erwachte,
ich meine, so ein Leben, wie man es sich vorzustellen gewohnt ist,
mit allem Drum und Dran, da war ich damals auf der Walz - wie man sagt,
auf der Walz mit einem Freund. -
Dichterisch -philosophisch betrachtet ergab und ergibt sich somit
ein Zustand, der nicht von Pappe ist, (aber auch in historischer Hinsicht).
Herbst war`s also und die Tage dunkelten bereits frühzeitig und
Heidelberg war wie immer schön in dieser Zeit, also:
Die Brücke, der Neckar, die Bergwälder, wie oftmals gemalt,
alles schön herbstlich und den Steuern (ja, auch denen) gewogen,
die dorten ein Professor aufbereitet hatte für eine Zeit
nach ihm und jetzt aber für die willigen Studentinnen und
Studenten seiner Zunft und auch einer baldigen Kanzlerin,
wie auch er (der Professor) verbunden war schon lange Zeit etlichen
Politikern, Kanzlern auch und „Werden – Wollenden“, die aber
sollten sich noch gedulden zeitweilig (damals aber nicht lange).—
Nun hatte nämlich Marieluise im naheliegenden Kloster ein
Auge geworfen auf den Abt und weniger auf sonst wen.
Was war geschehen?
Nächtlich musste der Mönch die Stätte seines berufsmäßigen
Aufenthalts verlassen – heimlich, was seinem eigentlichen Namen,
nämlich Heinrich, sehr zustatten kam, um es einmal deutlicher als
gewohnt zu sagen, und somit nahte Unheil gleichzeitig.
Hatte der Abt sich doch (früher schon als Pförtner) immer wieder einmal
mit Wein heimlicherseits versorgt, so auch an diesem Herbstabend.
Zur Nachtzeit nun, fragt mich nicht zu welcher Vigil, als der Ausbruch aus dem Kloster erfolgte, waren es zwein der köstlichen Flaschen, die er unter seiner Kutte verborgen hatte und noch einwenig mehr, was Marieluise auch wußte.
Leise nur klingelte es unter der Kutte und doch war`s vernehmlich zu
hören, auch unten am Brückengelände.
Während aber festgemauert die steinernen Klötze der Brücke
und die Bogen standhielten den anprallenden Wogen des Flusses,
hatte das herzige Gemüt des Mädels sich bereits ergeben der Zukunft
des Seins, wie es philosophisch besser nicht auszudrücken wäre, denn
dort, ja eben dort hinten, sprang da nicht eine Gestalt herbei unter Froh-
locken, Jauchzen und daß es nur so Spaß machte, allein schon beim
Zusehn?
War`s auch fast Nacht schon, nächtlicher Zauber und mondschön der herrliche Himmel,
aufatmete eben alles im nächtlichen Licht.
„Edle Maid!“, so dachte der Friedensmann und ehe er sich`s gewahr wurde, tippte ihm jemand auf die rechte Schulter und zwar von hinten.
Natürlich war es das Mädel und hopsa, hatte auch sie bemerkt Glockenspiel
und Klang.
Das alles war schön. -
Und während nun weitab südlicher in heiligen Gefilden,
wo Mondaufgänge eben so schön und an manchen Tagen die Schweizer
Garde gar nicht genug aufpassen kann, ein Einsamer Enzyklien schrieb,
sich wohl vorbereitet dem Philosophieren anheim gab (mit erstaunlichen
Wahrheitsgehalten),
da taten im abendlichen Heidelberg diese vorstehend kurz beschriebenen Zwei (und hoffentlich andere mehr)
etwas, was man mit dem Wort umschreiben kann, das dem Vater in Rom am Herzen lag, nämlich sich lieben.
Aha, oder vielmehr: das ist aber schade, daß die Geschichte hier schon zu ende sein sollte, denken wir nun und haben sehr recht. Und was soll werden aus der ganzen Geschichte, droht denn Vergessen, Niedergang und so weiter?
Schwer zu sagen, denn inzwischen wollen Menschen uns wieder mal erklären, dass ein Erstschlag zum Beispiel ebenfalls nicht ganz verkehrt wäre.
Wenn sie sich da nur nicht täuschen! -
„Deus es Caritas“ (Caritas einmal groß geschrieben) und Amor (hier einmal ausnahmsweise etwas kleiner im Bild, im geistigen natürlich!), beide Gestalten, die eigentlich für ganz erhebliche Kräfte stehen, werden uns zeigen müssen, ob wir noch ganz bei Troste sind, geschweige noch zu retten.
So wollen wir denn am Ende allen Seins dafür sein und loben! (wofür?),
na, na, eben!
Marie-Luisen aber sei gedankt, vielmals und herzlich.