Lied an die Heimat

 

 

Dem Heimatlosen schlagen manchmal Wellen

Und legen schlafend sich an seine Seite,

Damit im Traum - wie wandernde Gesellen -

Zur Ruhe sie bewegt die schöne Weite.

 

Denn öfter noch als bisher nähert sich

Gestalt und Raum der liebenswerten Stadt,

Und Birkenwald wird sichtbar, dann der Strom,

Der breit und schön die grünen Flächen säumt.

 

Vorgestern wieder war ich mitten drin

Es regte sich mein Blick zur Heimat weit,

Dort wo noch blüht die alte Herrlichkeit,

Inmitten Menschenleben jung und alt.

 

Und wie ein Vogel völlig hoch und frei

Flog ich im Traum als kleines Kind empor

Und flatterte bald über unserm Haus

Und sah die Kindheit, Frühling und den Mai.

 

Wie traut der Ort, wie eigentlich vertraut

Die Menschen dort und selbst das Kind,

Das ruhig neben seinem Vater läuft,

So wie als Kind an seiner sichren Hand auch ich.

 

 

 

Stargarder Marienkirche

 

 

Die Großmutter war in ihrer Art

Wenig geruhsam und schnell genug,

Und wenn sie kam, besuchte sie manchmal

Mit mir die hohe Marienkirche.

 

Dort einzutreten erschien mir immerhin

Wie eine Zumutung, Freude kaum,

Sehr hoch und weit und von den Seiten her

Fiel schönes Licht herein in unsern Raum.

 

Und Kinder, etwas älter wohl als ich

Betraten tanzend eine Bühne dort,

Wo auch ein Mann in wunderlichen Kleidern,

- Sie ähnelten den Tänzern -, seltsam spielte.

 

Es rauschte auch so seltsam die Musik

Und Männer standen oben hinter einer Wand

Und hielten lange Ketten in den Händen,

„Das sind Franzosen!“, sagte meine Oma.

 

Im letzten Jahr war ich zur Maienzeit

Mal wieder dort und sah die Menschenmenge,

Auch Männer, die am Boden knieten,

Trat hinein,

Obwohl die Menge schon nach draußen strömte.

 

 

 

Alter Mann wartet auf den Frühling

 

 

Zartes Grün durchs Fenster schimmert,

Freundlich flimmert die Forsythie,

Und ein Amselweibchen findet,

Was es sucht,

Ein Stück vom Leben.

 

In dem Busch aus wildem Efeu

Liegt ein Nestchen

Wohl geborgen,

Tausend Stimmen halten Wacht,

Wenn die Katze kommt geschlichen.

 

Ihre Spuren hat der wilde

Nasse Westwind schon verweht,

Doch die Wachsamkeit der Vögel

Findet nicht sobald ein Ende.

 

Vor dem Sommer kommt der Frühling

Seine Farben streut er aus,

Zärtlich leuchten seine Tücher,

Trösten meine wunde Welt.